Mikrotypografie im Französischen
Die Mikrotypografie, auch Detailtypografie genannt, sorgt für eine gute Lesbarkeit und ein harmonisches Textbild und ist somit ein essenzieller Bestandteil der Satzarbeit. Da wir bei Da-TeX Gerd Blumenstein nicht nur Texte in deutscher Sprache setzen, sondern unter anderem auch in französischer Sprache, befassen wir uns mit den mikrotypografischen Regeln von Fremdsprachen. Dies ist besonders wichtig, um an dieser Stelle den Lesegewohnheiten der Muttersprachler gerecht zu werden und somit einen angenehmen Lesefluss zu erhalten.
Wir haben für Sie einige Grundregeln der französischen Mikrotypografie zusammengetragen. Die hier zusammengestellten Empfehlungen basieren einerseits auf unseren Erfahrungen aus dem Satzbetrieb, andererseits auf einem detaillierten Blogartikel der Übersetzerin Andrea Alvermann, die sich vor allem mit der Übersetzung juristischer Schriften aus der und in die französische Sprache beschäftigt.
LeerzeichenLeerzeichen
Grundlegend gilt im Französischen: vor doppelte Satzzeichen ist ein Leerschlag einzufügen! Aber welche Zeichen beinhaltet dies? Neben Doppelpunkt und Semikolon sind hiermit auch das Ausrufezeichen, das Fragezeichen, die Anführungszeichen und das Prozentzeichen gemeint. Hier kann ein Leerzeichen normaler oder flexibler Breite gewählt, aber auch auf ein schmales Leerzeichen zurückgegriffen werden. Dies kann man von der Beschaffenheit der gewählten Schrift abhängig machen und nach dem typografischen Gesamteindruck beurteilen. Viele Programme zur Textverarbeitung setzen diese Leerzeichen automatisch während des Schreibens ein, sobald die Eingabesprache auf Französisch eingestellt wurde. Diese Regel trägt den Namen „signe double, espace double“, was so viel bedeutet wie „doppeltes Satzzeichen, doppeltes Leerzeichen“. Letzteres bezieht sich auf das Einfügen eines Leerzeichens vor und nach dem doppelten Satzzeichen.
Bei der wörtlichen Rede wird ebenfalls nach dem anführenden und vor dem abführenden Satzzeichen ein Leerzeichen eingefügt.
Bei Uhrzeiten und Zahlen wird zur Trennung der Zeichen ein Achtelgeviert eingefügt. Die Uhrzeit wird im Französischen wie folgt angegeben: z.B. 12 h 30. Datumsangaben werden durch Querstriche getrennt (also z.B. 15/11/2018) oder die Monatsangabe folgt ausgeschrieben ohne Punkt auf die Tagesangabe (also z.B. 15 novembre 2018). Bei Zahlen wird ein Tausenderleerzeichen eingesetzt (lesen Sie hierzu auch unseren Artikel zu Leer- und Trennzeichen) und zur Abtrennung der Nachkommastellen wird ebenfalls ein Komma genutzt.
Wörtliche RedeWörtliche Rede und Anführungszeichen
Im Französischen werden für die Kennzeichnung der wörtlichen Rede die sogennanten Guillemets genutzt, welche mit der Spitze nach außen zeigen. Diese sind nicht mit den oftmals im deutschen Buchsatz verwendeten Chevrons zu verwechseln, welche wiederum mit der Spitze nach innen zeigen. Für Zitate innerhalb der wörtlichen Rede können im Französischen entweder Anführungszeichen oben (also englische Anführungszeichen) oder erneut Guillemets verwendet werden. Im Buchsatz erfolgt ausschließlich die Verwendung von Guillemets.
Aufzählungen und GliederungenAufzählungen und Gliederungen
Während sich die Zeichensetzung bei Aufzählungen mit Aufzählungszeichen im Deutschen komplexer gestaltet, gilt im Französischen: Am Ende eines jeden Aufzählungspunktes steht ein Semikolon – natürlich mit vorgestelltem Leerzeichen!
Folgt auf eine Aufzählung in einem Satz, welche durch Kommata getrennt ist, die Abkürzung „etc.“, so wird diese immer mit einem Komma von dem vorhergehenden Wort getrennt. Folgen auf die Aufzählung Auslassungspunkte (oder in der Fachsprache auch „Ellipse“ genannt), so werden diese ohne Leerzeichen direkt an das vorhergehende Wort angefügt.
Bei Gliederungen ergibt sich für den ersten Gliederungspunkt eine Ausnahme. Während bei den folgenden Gliederungspunkten lediglich die Nummer des Gliederungspunktes nachgestellt wird (also z.B. „chapitre 2“), so wird beim ersten Gliederungspunkt die Ordnungszahl genutzt (also „premier chapitre“ oder „1er chapitre“).
Groß- und KleinschreibungGroß- und Kleinschreibung
Im Titel eines französischen Textes wird lediglich der Anfangsbuchstabe des ersten Wortes großgeschrieben, die übrigen Worte werden kleingeschrieben. Auch nach einem Doppelpunkt wird weiter kleingeschrieben. Die einzige Ausnahme stellen Eigennamen dar.
Bei der Briefform ist zu beachten, dass der erste Satz nach der Briefanrede, die, wie im Deutschen, mit einem Komma und einem Zeilenumbruch vom folgenden Satz getrennt wird, stets mit einem Großbuchstaben beginnt.
Übrigens: In der Schweiz gelten spezielle Regeln, insbesondere beim parallelen Satz von deutschem und französischem Text. Hier werden z.B. auch im Deutschen für die wörtliche Rede Guillemets verwendet.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen eine gute Übersicht über die mikrotypografischen Regeln der französischen Sprache geben.