Mikrotypografie im Englischen
Unsere Artikelreihe zur Mikro- oder Detailtypografie, also die Sicherung einer guten Lesbarkeit und eines harmonischen Textbildes, wollen wir an dieser Stelle um mikrotypografische Regeln der englischen Sprache erweitern. Auch hier gibt es einige Unterschiede zur deutschen Sprache, welche beachtet werden müssen, um den Lesegewohnheiten eines englischen Muttersprachlers gerecht zu werden und so typografisch hochwertige Texte im Englischen zu setzen.
Im Englischen ist zu beachten, dass sich die typografischen Regeln sowie die Regeln der Schreibung im amerikanischen und britischen Englisch zum Teil stark unterscheiden und deshalb auch einzeln betrachtet werden sollten. So teilen sich die Betrachtungsaspekte dieses Artikels stets in die amerikanische und die britische Regel oder Empfehlung auf. Ein sehr detailliertes Regelwerk für das Verfassen von typografisch korrekten Texten in britischem Englisch ist das „New Oxford Style Manual“, herausgegeben von der Oxford University Press. Das amerikanische Regelwerk bildet das „Chicago Manual of Style“, welches von der University of Chicago herausgegeben wird.
Leer- und TrennzeichenLeer- und Trennzeichen
Im Englischen werden Leerstellen als „horizontal spacing“ bezeichnet und in festgelegten Einheiten angegeben. So entspricht ein „em space“ einem Geviert und ein „en space“ einem Halbgeviert. Des Weiteren gibt es den „thin space“, welcher ein 1/5-Geviert bezeichnet und den „hair space“, welcher bis zur Hälfte schmaler als der „thin space“ sein kann. Der normale Wortabstand wird als „single word space“ bezeichnet. Analog erfolgt die Bezeichnung der Trennzeichen als „em dash“ und „en dash“ im amerikanischen und „en rule“ und „em rule“ im britischen Englisch.
Britisch
Die thin und hair spaces werden dann genutzt, wenn die visuelle Betrachtung des Textbildes und die Zusammenstellung der Zeichen eines schmaleren Abstandes bedürfen. Ein Beispiel hierfür ist die Trennung aufeinanderfolgender Satzzeichen.
Im britischen Englisch kann, wie im Deutschen, ein Gedankenstrich mittels Halbgeviertstrich, also en rule, erzeugt werden, welcher von Leerzeichen umgeben ist. Aber auch die Nutzung eines em rules ohne Leerzeichen ist möglich. Außerdem wird der Halbgeviertstrich zur Kennzeichnung von Spannen bzw. Bereichen genutzt, wobei hier zu beachten ist, dass niemals eine Mischung der ausgeschriebenen Form (from … to …) und der Form mit en rule genutzt werden darf. Weitere Nutzungsmöglichkeiten des en rules sind:
- die Trennung von mehreren Autoren bei der Literaturangabe, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um einen Doppelnamen handelt,
- bei zusammengesetzten Adjektiven, aber nur, wenn inhaltlich eine Beziehung verschiedener separater Bestandteile deutlich gemacht werden soll (also z.B. German–British negotiations (Halbgeviert), aber his German-British father (Divis)) und
- um inhaltliche Alternativen in zusammengesetzten Worten deutlich zu machen (z.B. on–off relationship).
Ein em rule darf niemals vor einem anderen Satzzeichen stehen, es darf jedoch nach einem Ausrufezeichen oder einem Fragezeichen gesetzt sein. In einem Satz sollten außerdem maximal zwei Geviertstriche stehen.
Amerikanisch
Hier empfiehlt es sich konkret, z.B. bei Bild- und Tabellenunterschriften, die Nummerierung durch ein Geviert von dem Untertitel abzugrenzen. Ein thin space wird bei der Trennung von aufeinanderfolgenden Anführungszeichen empfohlen. Dies kann dann vorliegen, wenn sich innerhalb von wörtlicher Rede ein Zitat befindet.
Die Nutzung von Trennzeichen verhält sich ähnlich wie im Britischen, jedoch wird im Amerikanischen der Halbgeviertstrich nicht als Ersatz für „zwischen“ erkannt und so werden die oben genannten zusammengesetzten Adjektive, die Beziehungen darstellen, mittels Divis verbunden (also hier: German-British negotiations). Es wird außerdem empfohlen, stets ein Komma zur Trennung mehrfach verschachtelter Adjektive zu bevorzugen, um die Verständlichkeit zu wahren.
Als Gedankenstrich wird im amerikanischen Raum immer ein em dash ohne Leerzeichen genutzt.
Wörtliche RedeWörtliche Rede
Britisch
Im britischen Englisch wird die wörtliche Rede durch einfache Anführungszeichen oben ein- und ausgeleitet. Befindet sich innerhalb der wörtlichen Rede ein Zitat, so wird dieses von doppelten Anführungszeichen oben gekennzeichnet. Die einfachen Anführungszeichen, „Inverted Commas“ genannt, sind in der Form 6 – 9 zu wählen. Die doppelten Anführungszeichen sind ebenfalls in dieser Form orientiert (66 – 99).
Satzzeichen, die nicht Teil der wörtlichen Rede sind und zum Begleitsatz gehören, stehen außerhalb der Anführungszeichen.
Amerikanisch
Im amerikanischen Englisch verhält es sich genau umgekehrt. Die wörtliche Rede wird durch doppelte Anführungszeichen gekennzeichnet und ein Zitat durch einfache. Die Form ist hier ebenfalls 6 – 9 bzw. 66 – 99.
Punkte und Kommata stehen immer innerhalb der wörtlichen Rede, auch, wenn sie den Begleitsatz schließen. Der Satz wird dann vom schließenden Anführungszeichen beendet.
InterpunktionInterpunktion
Bei Zahlen verhält es sich generell im Englischen genau gegensätzlich zum Deutschen: Kommata trennen Tausenderstellen und Punkte trennen Dezimalstellen.
Britisch
Im Britischen gibt es das sogenannte „Oxford Comma“, welches bei Aufzählungen vor der Konjunktion des letzten Elements („and“ oder „or“) eingesetzt wird. Diese Kommasetzung ist in der englischen Sprache keine Pflicht und auch das Weglassen dieses Kommas ist korrekt. Hier ist bei Veröffentlichungen darauf zu achten, was im Styleguide gefordert ist. Im Oxford Manual of Style wird die Nutzung jedoch empfohlen.
Abkürzungen folgt nur dann ein Punkt, wenn der letzte Buchstabe der Abkürzung nicht der letzte Buchstabe des Wortes ist. So werden Mr, Mrs oder Dr im britischen Englisch ohne Punkt geschrieben.
Amerikanisch
Im amerikanischen Englisch werden Punkte nach Abkürzungen gesetzt, dürfen jedoch auch weggelassen werden. Folgt auf einen Titel nur der Nachname, so darf dieser Titel nicht gekürzt geschrieben werden. Nur bei der Angabe von Vor- und Nachname darf die Abkürzung für den Titel gewählt werden, um die Übersichtlichkeit beizubehalten.
Wer mehr über die amerikanische Zeichensetzung erfahren möchte, kann das „Chicago Manual of Style“ nach Anmeldung 30 Tage kostenlos testen. Wir hoffen, wir konnten Ihnen die Grundlagen der Englischen Detailtypografie näherbringen.